Über das Denken

Wie funktioniert das Denken und der Austausch von Gedanken, wenn Sprache und Worte wenig bis gar nicht gelernt sind?

Meine Beobachtung nach 18 Jahren unzureichender Kommunikation (,weil die UK-Förderung, die es vor 18 Jahren gab, noch in den Anfängen standen und keine Hilfe, weder therapeutisch noch sonst irgendwie vorhanden war) heißt: der kaum sprechende Mensch denkt nicht in Worten, weil er nicht genügend davon kennt, sondern er denkt in Bildern. Es sind Bilder aus der Vergangenheit, Erinnerungen, Bilder zu Wahrnehmungen aus der Umwelt (Familie, Schule, Freizeit, …) und Medienwelt (Musik, Fernsehen, Werbung, Zeitung,…), Wunschbilder für die Gegenwart und Zukunft, Bilder als Ausdruck von Fragen. Jedoch fehlt ihm die Möglichkeit, über diese Bilder zu kommunizieren, denn es fehlen Worte (geschrieben, gebärdet, abgebildet) und ohne Grammatik lässt sich die Darstellung von Handlungen kaum kommunizieren. Die einzige Möglichkeit, über diese Bilder in Kommunikation zu treten heißt: sie sichtbar zu machen, (und weil Malen bei diesen Kindern meist unmöglich ist) sichtbar machen durch TUN, Ausführen, Handeln. Das Dilemma jedoch: N

icht jeder Gedanke, nicht jede Überlegung und nicht jede Idee ist sozial verträglich. Denken und Sprechen darf man über alles, tun aber -? Zum Schweigen verdammt -? Denken verboten-? Teilhabe, aber wie -?

Das Fazit:

Unterstützte Kommunikation muss so früh wie möglich und so intensiv wie möglich beginnen, damit der aktive Wortschatz der Kinder, wenn sie erwachsen werden, ausreicht, um alles, was ihr Leben und Gefühlsleben betrifft, ausdrücken zu können und hierfür keine Handlungen mehr brauchen. Jeder gewartete Tag, weil ja vielleicht doch noch Sprache einsetzt, ist ein verlorener Tag, Rücksicht auf das Lerntempo anderer Kinder ist ebenfalls falsch – jedes Kind hat sein eigenes Tempo, jedes Kind hat seine eigenen aktuell wichtigen Themen und Bedingungen. Trotzdem sollten alle Kinder, auch die sprechenden, in das Lernen der kaum sprechenden Kinder einbezogen werden. Denn Kommunikation ist nur möglich, wenn alle sich untereinander verständigen können.

Die abschließende Frage:

Welcher Wortschatz ist mindestens nötig, damit ein kaum sprechender Mensch, der erwachsen wird, alles was sein Leben und seine Gefühlswelt betrifft, hinreichend ausdrücken kann? Gibt es so etwas wie einen Mindestwortschatz für kaum sprechende Menschen, damit sie sich in allen Lebenssituationen hinreichend verständigen können?

Sabine Häusler