Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Mit 11 Jahren war Axels Ernährung sehr wählerisch geworden.

Als Kleinkind aß er am liebsten Joghurt und trank gerne Milch mit Aprikosenmus oder Vanillemilch aus Soja. Je kränker er war, desto weniger andere Speisen oder Getränke mochte er.

Als er im Kindergarten war, aß er gern und viel Äpfel, Birnen mit Trick (etwas wie ein Apfel), Bananen, Weintrauben, Kirschen, Tomaten, Paprika aus der Hand, wie seine Schwester und im Kindergarten gab es regelmäßig Müsli und Knäckebrot. Den Tee im Kindergarten mochte er nicht, zu Hause trank er nun Apfelsaft, seit er kein Fläschchen mehr bekam. Mineralwasser oder stilles Wasser lehnte er kategorisch ab.

Die Hebamme erklärt, dass
das Bindegewebe bei Kindern mit DS oft sehr schwach und der dicke Bauch eine
typische Erscheinung bei vielen Kindern mit DS sei

Axels Bauch war von Geburt an sehr dick.

Auch das Bauchmuskeltraining, was wir wegen seiner epigastrischen Hernien durchführten (zweimal wöchentlich), konnte daran nichts ändern.

Wir hielten diesen dicken Bauch für Down-Syndrom-typisch, weil seine Bauchmuskulatur extrem weit auseinander liege (Aussage der Ärzte bei der Hernienoperation).

Aber nachdem die Herniennarben völlig ausgeheilt waren, klagte Axel immer noch über Bauchschmerzen. In einer Broschüre der EDSA las ich, dass auch Malabsorptionen bei Down-Syndrom häufig vorkämen und zu Wachstumsstörungen, Bauchschmerzen usw. führen könnten. Mit dieser Information ging ich ohne weiteres Wissen darüber, was eigentlich Malabsorptionen genau sind, zum Hausarzt und dieser überwies uns in eine Uniklinik.

Ein H2-Atemtest brachte endlich Gewissheit: Axel hat eine Fructosemalabsorption , eine Fructoseunverträglichkeit. Er hat keine Intolleranz, aber eine Unverträglichkeit. Außerdem wurde festgestellt, dass die Gliadinwerte im Blut bei jeder Untersuchung deutlich erhöht waren, was zusätzlich für eine Mehlunverträglichkeit spricht.

Von diesem Moment an machten wir zunächst eine leichte Fructosediät, dann eine strenge Fructosediät und dann zusätzlich - nachdem ein Artikel in der "Leben mit DS, Mai 2005" von Prof. Storm ebenfalls auf die möglichen Folgen von erhöhten Gliadinwerten schrieb - eine Mehldiät. Seitdem ist Axel Beschwerdefrei. Der dicke Bauch wird immer dünner, ohne dass er abnimmt. Das spricht dafür, dass der dicke Bauch nicht DS-typisch, sondern durch die Fructosemalabsorption hervorgerufen worden ist.

Nun macht Axel seit 2 Monaten strenge Diät, d.h. er nimmt pro Mahlzeit nur ca. 40 mg Fructose zu sich, ich backe ihm glutenfreies Brot und er isst glutenfreie Nudeln. Axel trauert zwar manchmal seinem Pfirsichsaft hinterher oder den Bananen, die er so gerne aß. Aber er merkt selbst, dass er Bauchschmerzen bekommt, wenn er sich nicht an die Diät hält. Und so lernt er selbst für sich Verantwortung zu übernehmen: Einmal klaute er seinem Papa 3 Fruchtgummis - eine Stunde später hatte er Bauchschmerzen.

Ich erstellte eine Tabelle , in der ich berechnete, welche Nahrungsmittel wie viel Fructose enthalten und wieviel Axel davon essen darf. Wenn er etwas Außergewöhnliches essen möchte, kann ich ihm das Essen abwiegen und habe so einen ungefähren Anhalt, wieviel er essen darf, ohne Bauchschmerzen davon zu bekommen.

(Sabine Häusler)