Hyperaktivität oder extreme Lebhaftigkeit?

In Axels ersten Lebensjahren haben wir oft darüber nachgedacht, ob er hyperaktiv ist und ob wir dafür eine medizinische Behandlung benötigen.

Rückblickend können wir folgende Ursachen dafür verantwortlich machen:

  • der schlechte Schlaf in der Nacht durch die Schlafapnoe.
  • die obstruktive Bronchitis - Abhusten war nur bei extremer körperlicher Bewegung möglich. Deshalb führte unweigerlich jeder Spaziergang zu Jogging. Ich tollerierte dies, weil es seinen Bronchien gut tat. Auch Tanzen als Bewegung im Raum war hier nützlich.
  • die Medikamente, die er gegen die Obstruktion bekam, steigerten seine Lebhaftigkeit bis zur Hyperaktivität. Das heißt, wenn er besonders viele Zusätze für seine Bronchien besonders oft am Tag (bis zu 4 mal täglich), bekam, war seine Lebhaftigkeit so sehr gesteigert, dass seine Wahrnehmung tatsächlich dadurch beeinträchtigt wurde.
  • sein natürliches Themperament und seine ausgeprägte Willenskraft. Er verlangt immer neue Lernimpulse. Warten kann Axel heute noch nicht. Er möchte immer etwas tun. Seine größte Motivation gilt allem, was mit Sprache zu tun hat. Das heißt: Gebärden, Lesen, Kommunikation auf sehr fantasievolle Weise (da aktive Sprache nur wenig und undeutlich vorhanden ist). Da Sprechenlernen nicht alleine möglich ist, suchte er ständig Möglichkeiten, andere Leute mit sich zu beschäftigen. Nur mit sinnvoller Musik (die verständliche kindgemäße Texte enthält und die er durch Gebärden begleiten oder bei denen er mitsingen kann) und mit Computerspielen (die Sprache in bewegte Bilder umsetzen und mit denen er gewünschte Texte beliebig oft wiederholen kann) beschäftigt er sich selbständig. Aber je mehr Lesekompetenz er entwickelt, desto mehr werden auch Kinderzeitschriften und Bandolo alleine und selbständig gespielt (z.B. im Auto).
  • Fruchtosemalabsorption (Juli 2005): Bei der Untersuchung musste Axel einen großen Becher Fructoselösung (ca. 50g mit Wasser verdünnt) trinken. Danach musste er alle 10 Minuten in ein Röhrchen pusten. Nach einer Stunde stieg der Messwert auf das doppelte des Grenzwertes. Das war der Zeitpunkt, wo die Lösung vom Dünndarm in den Dickdarm kam, weil sie im Dünndarm nicht vollständig verwertet worden war. Eine Stunde lang stieg der Messwert immer weiter an. Danach begann er wieder zu sinken. In dieser Zeit, in der der Messwert immer weiter an stieg, wurde Axel immer zappeliger. Er konnte seine spontanen Impulse (z.B. einen Computer auszutesten, Bücher aus dem fremden Regal zu greifen, diverse Tasten an diversen Messgeräten zu drücken) nicht unterdrücken. Seit wir diese Kenntnis haben, bekommt Axel nur noch Nahrung die sein Darm leichter verarbeiten kann. Seitdem kann er sich besser kontrollieren und ist aufmerksamer geworten.

(Sabine Häusler)