Arbeit für geistig Behinderte im Tierpark

Selbsthilfegruppe Down-Syndrom der LH Wetteraukreis interessiert sich für alternatives Beschäftigungsmodell

Die Frage nach Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Down-Syndrom ist in dieser Selbsthilfegruppe ein wichtiges Thema. Aus diesem Grunde war man auf der Suche nach guten Modellen, die außerhalb der üblichen Werkstatt-Arbeitsplätze ein mehr an persönlicher Freiheit und Entfaltung anbieten.

Gruppenfoto Eine dieser Möglichkeiten bietet sich z.B. im Wildpark in Sommerhausen, der unter der Trägerschaft der Mainfränkischen Werkstätten GmbH steht und aus einer Elterninitiative vor ca. 10 Jahren entstanden ist. Im Rahmen eines gemeinsamen Busausfluges startete man Samstag morgens bei wunderschönem Wetter und wurde vom dortigen Wildparkleiter, Herrn Thomas Dodenhoff freundlich empfangen. Herr Dodenhoff erläuterte sowohl die Entwicklungsgeschichte dieses Wildparks als auch den Einsatz und die Erfahrungen mit Arbeitskräften, die den Mainfränkischen Werkstätten angehören und somit geistig behindert sind. Beschäftigt werden in diesem Wildpark insgesamt …. Mitarbeiter, hiervon ….. geistig Behinderte. Die hohe Anzahl von Arbeitskräften erklärt sich durch den großen zu betreuenden und pflegenden - mittlerweile nicht mehr Wild- - sondern Haustierbestand. Wie in einem Kleinzoo werden hier ca. …. verschiedene Haustierarten auf weitläufigem, sowohl teils in Wald- als auch Weideflächen eingebundenem Gelände gehalten. Dieser Wildpark erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Besuchergruppen, was auch dem Zusatzangebot "Umweltbildung und Erlebnispädagogik für Gruppen" zu verdanken ist. Man kann durch dieses Angebot z.B. dort in Zelten übernachten, Erlebniswochenenden oder auch Fortbildungen zum Thema Natur wahrnehmen.

Die Integration der geistig Behinderten verläuft nach den Erfahrungen dort völlig unproblematisch. Alles wird normal und zur Gewohnheit. Vorzüge, die sich in der Arbeit mit Landwirtschaft, Gärtnerei oder Tieren gerade bei geistig Behinderten durch positive menschliche Entwicklungen ausdrücken, können hier in der Praxis tagtäglich erfahren werden.

Obwohl der gesunde Menschenverstand hier ohne Beweise auszukommen bereit ist, wurde auch von Seiten der Wissenschaft z.B. der Universität Kassel, Fachbereich Sozialwesen, erst kürzlich eine Diplom-Arbeit zum Thema "Land- u. Gartenbau mit geistig und seelisch Behinderten" betreut. Man kommt hier zu eindeutigen Aussagen, wie günstig sich diese Arbeiten (einschl. der Arbeiten mit Tieren) auf geistig behinderte Menschen auswirken. Auszugsweise sei hier wiedergegeben:

Die Kinder dürfen das Pony pflegen "Der Betreute erfährt im Umgang mit dem Tier Ermutigung und Begeisterung für das eigene Handeln und wird außerdem zu Pünktlichkeit, Ordnung und Selbstdisziplin erzogen. Die Sensibilisierung für die eigenen Ressourcen sowie die Kontrolle über sich selbst und die Umwelt werden gef&oumöl;rdert. Beim Tierkontakt wird das emotionale Wohlbefinden des Betreuten positiv beeinflusst. Er erfährt Zuwendung, Bestätigung, Trost, spontane Zuneigung und Begeisterung. So ermöglicht es ein Nutztier dem Behinderten, Körperkontakt zu erleben, Distanzen abzubauen und Nähe herzustellen. Die vielfältigen Lernerfahrungen im Zusammenhang mit Tieren und Tierhaltung tragen zu kognitiver Anregung und Aktivierung bei."

Die Teilnehmer des Ausflugs waren sehr beeindruckt von dieser ganz anderen Art des Arbeitsalltags der Behinderten und möchten gerne zu Neuerungen und einem Zusatzangebot in der oben ausführlich genannten Richtung auch in unserer Region anregen. Natürlich muss es nicht sofort ein Tierpark werden, der betrieben werden könne, doch mit wenigen Anfängen z.B. in einem geeigneten Landwirtschaftsbetrieb ließen sich schon kleine Träume verwirklichen. Die Selbsthilfegruppe sucht daher einen Träger, der bereit wäre, mit einer Gruppe engagierter Eltern im Wetteraukreis ein ähnliches Projekt zu starten. Über die Bereitschaft zu Gesprächen und Kontaktaufnahme würde sie sich sehr freuen.

Mit einer Kutsche fuhr ein Teil der Teilnehmer zum Busparkplatz zurück Mit viel Hoffnung und dem Wissen, dass Eltern oftmals die entscheidenden Anstöße zu Verbesserungen geben konnten und können, fuhr man am Abend mit neuen Zielen nach Hause.

Informationen zur Selbsthilfegruppe erhalten Sie von Jochen Rolle Tel. 06032/949254 oder. Sabine.Häusler Tel. 06035/970324.

(Anne Hilß)