Noch immer ist es in der Öffentlichkeit wenig bekannt, dass werdende Mütter angesichts der vorgeburtlichen Diagnose "Down-Syndrom" sich in mehr als 90% der Fälle entscheiden, das Kind nicht auszutragen. Dies ist in der Regel mit schweren inneren Konflikten verbunden, bedingt durch das, was möglicherweise an Belastungen mit einem behinderten Kind auf einen zukommen könne und löst starke oft irrationelle Ängste aus.
Auch kommt es vor, dass eine junge Mutter erst kurz nach der Geburt erfährt, dass sie ein Kind mit Down-Syndrom geboren hat. So stehen die Eltern plötzlich vor einer Situation, die sie verwirrt, erschreckt und zum Teil völlig überfordert. Auch das umstehende Klinikpersonal "Ärzte, Schwestern, Hebammen" verhält sich oft ratlos und ungeschickt. Soll man einer Mutter mit einem behinderten Kind zu dessen Geburt gratulieren? Da schaut man lieber verlegen in eine andere Richtung. Und eine hilfreiche Unterstützung, die in diesem Moment nötig wäre, fällt aus.
Obwohl sich in den letzten Jahren viel getan hat, z.B. durch aufklärende Filme im Fernsehen, erleben Eltern von Kindern mit Down-Syndrom, dass es noch viel Unkenntnis und falsche Vorstellungen über diese liebenswerten Menschen gibt. Das liegt vor allem daran, dass vorwiegend über ihre gesundheitlichen und vermeintlich intellektuellen Einschränkungen gesprochen wird. Weniger aber darüber, wie kreativ, musikalisch und sozial kompetent viele Menschen mit Down-Syndrom sind, ja dass viele Eltern darüber berichten, dass das Leben mit ihren Kindern eine große, eine einmalige Bereicherung ist. Die Familiengruppe Down-Syndrom möchte hier eine Hilfestellung geben. Aus diesem Grund besucht die Familiengruppe seit nunmehr vier Jahren Schülerinnen der Hebammenschule in Gießen. Eine wichtige Idee war es vor allen Dingen dabei nicht nur theoretisches Wissen an die Hebammen zu vermitteln, sondern durch eine wirkliche Begegnung mit zwei jungen Menschen mit Down-Syndrom den Schülerinnen eine lebendige Vorstellung zu geben, wie es sein kann mit dem Down-Syndrom zu leben.
Es entstand ein lebhaftes Zwiegespräch zwischen den Schülerinnen und Julia und Moritz (beide haben das Down-Syndrom) über ihre Wünsche, Erfahrungen, ihren Alltag und vieles mehr. Ergänzt wurde das Gespräch durch die Beiträge der Eltern die auch mitgekommen waren. Aus den überaus positiven Reaktionen der Schülerinnen darf man entnehmen, dass diese Art der Weiterbildung auch für andere Berufsgruppen wie Ärzte oder Krankenschwestern oder Fachleute aus dem sozialen Bereich eine willkommene Ergänzung ihres Wissens sein könnte. Es entstand die Idee in ähnlicher Form eine solche Informationsveranstaltung anzubieten. Interessenten können sich gerne an die Familiengruppe Down-Syndrom wenden (www.down-syndrom-info.de) oder Erich Scheurmann, erich.scheurmann@gmx.de
Erich Scheurmann und Moritz Reiners --- Anfragen unter: erich.scheurmann@gmx.de